Endoprothetik bei Metallallergie
Bei der Implantation einer Endoprothese wird dauerhaft Fremdmaterial in den Körper eingebracht. Gegen einzelne Materialkomponenten der Endoprothese oder gegen Inhaltsstoffe des zur Verankerung der Prothese verwendeten Knochenzementes können Überempfindlichkeitsreaktionen entstehen. Hierbei handelt es sich zumeist um eine allergische Reaktion vom Spättyp (Typ IV), die sich in Form von Ekzemen, Wundheilungsstörungen, Schwellneigung und aseptischer Prothesenlockerung äußern können. Gelenkendoprothesen enthalten in der Regel metallische Komponenten.
Klassische Metall-Legierungen basieren dabei oft auf Kobalt, Chrom und Nickel. Gegen diese Metalle liegt in der Bevölkerung relativ oft eine Kontaktallergie vor: bei ca. 13 % der Bevölkerung gegen Nickel (bei jungen Menschen häufiger als bei älteren), bei ca. 3% gegen Kobalt und bei ca. 1% gegen Chrom. Der Zusammenhang zwischen einer Kontaktallergie gegen diese Metalle und einer periprothetischen Unverträglichkeitsreaktion wird kontrovers diskutiert da erstens nicht jeder Patient mit einer nachgewiesenen Kontakallergie auch eine periprothetische Überempfindlichkeitsreaktion aufweist und zweitens auch eine negative Allergietestung eine solche Reaktion nicht sicher ausschließt.
Um jedoch die Gefahr zu minimieren, dass solche Überempfindlichkeiten zu Problemen mit einer Endoprothese führen, wird in unserer Klinik jeder Patient vor der Operation gezielt nach dem Vorliegen von bekannten Allergien gegen diese Prothesenmaterialen gefragt. Das gilt ebenso für Knochenzementinhaltsstoffe, zum Beispiel Benzoylperoxid (Sensibilisierungsrate in der Bevölkerung von fast 10%) oder Gentamicinsulfat. Wenn der Verdacht auf eine Sensibilisierung gegen eines der häufig verwendeten Metalle oder gegen Knochenzementinhaltsstoffe besteht, führen wir unsere Patienten einer eingehenden präoperativen allergologischen Diagnostik zu.
Bei bestehender Sensibilisierung kommen dann für die Hüft- und Knie-Endoprothetik alternative Implantate mit hypoallergenen Eigenschaften zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Hüft- oder Knieimplantate aus Titan oder mit einer speziellen titanhaltigen Oberflächenbeschichtung von wenigen Mikrometern Schichtdicke. Allergien gegen Titan werden nur sehr selten beobachtet. Voll keramische, nicht allergene Implantate stellen eine mögliche Alternative für die Zukunft dar, werden jedoch bis jetzt noch nicht in größerem Stil verwendet, da noch weitere klinische Studien zur abschließenden Beurteilung solcher Implantate benötigt werden.